Einst ungarische Grenzwächtersiedlung entwickelte sich Oberwart mit rund 8.000 Einwohnern zur größten Stadt des Südburgenlandes. 1327 wurde die heutige Südmetropole erstmals als "Fels-Eör" in einer Urkunde Karls I. erwähnt. St. Martin in der Wart, seit 1971 Ortsteil der Stadtgemeinde Oberwart, liegt zwei Kilometer östlich von Oberwart im Zickenbachtal. Die erste urkundliche Nennung des Ortes erfolgte 1479 als "Zenhthmarton", 1697 wird auch der deutsche Name "Sanct Martin" aufgezeichnet.

 

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Einen Meilenstein stellte die Markterhebung im Jahre 1841 dar, Oberwart wurde dadurch immer mehr neben dem administrativen auch das wirtschaftliche Zentrum des heutigen Bezirkes. Seither wird an jedem Mittwoch der überaus beliebte Wochenmarkt abgehalten. Zum Bezirksvorort wurde Oberwart 1864 ernannt. Diesem Status verdankt Oberwart, dass die wichtigsten Ämter und Behörden ihren Sitz in der Südmetropole haben. 1939, in dem Jahr, in dem auch der Zweite Weltkrieg ausbrach, wurde Oberwart zur Stadt erhoben. Es folgten Jahre des Krieges und der Besatzung, in denen sich das Leben in der jungen Stadt schwierig gestaltete. Doch Oberwart entwickelte sich in den Nachkriegsjahren wieder zum Zentrum der Region.
 
Der ethnische und religiöse Facettenreichtum der Stadtgemeinde kommt vor allem durch das Zusammenleben deutsch-ungarisch- und kroatischsprechender Bürger zum Ausdruck, die im Einklang mit Angehörigen der Minderheitenvolksgruppe der Roma die Stadtgemeinde bewohnen. In Oberwart gibt es auch drei Pfarrkirchen: eine römisch-katholische (13. Jahrhundert), eine evangelische (1815) und eine reformierte (1773), welche das älteste evangelische Gotteshaus Österreichs ist.
 
Mit der Ernennung zur "Messestadt" fand 1990 die überregionale wirtschaftliche Bedeutung der Stadt auch bundesweite Anerkennung. Die größte Messe ist die seit 1971 alljährlich Ende August stattfindende "INFORM" mit mehr als 400 Ausstellern und über 100.000 Besuchern.
 
Typisch für Oberwart sind die Arkadenhäuser. Vor allem in den älteren Wohnvierteln findet man diese langgestreckten Häuser mit ihrer typischen Bauweise. In den vergangenen Jahren hat eine Rückbesinnung auf diese alte burgenländische Bautradition dazu geführt, dass viele Neubauten in diesem Stil entstanden sind und bestehende Bauten revitalisiert werden.

 

Auszug aus dem Buch "Die Obere Wart"

 
Der Leser dieser Seite wird bald bemerken, dass nicht nur von Oberwarter Geschichte berichtet wird, sondern dass auch auf den Raum Burgenland Bezug genommen wird. Um den Rahmen dieser Seite und auch die Geduld des Lesers nicht überzustrapazieren, wurde versucht, die Oberwarter Geschichte so gut wie möglich ohne diese Erklärungen darzustellen, und nur dort wo es wichtig erschien, Hintergrundinformationen zu ergänzen. al.: Geschichte des Burgenlandes. Lehrbuch für die Oberstufe, Eisenstadt 1996
 
Der burgenländische Raum vor der ersten urkundlichen Erwähnung Oberwarts

Die Vorzeit und Antike bis zur Römerzeit
Während bis jetzt keine Funde von Überresten des altsteinzeitlichen Menschen auf burgenländischem Gebiet vorliegen, existiert aus der Mittelsteinzeit (Mesolithikum, 10.000-6.000 v. Chr.) bereits eine Reihe von Fundstätten im nördlichen Burgenland: bei Neusiedl, Jois oder Breitenbrunn. Auch die Funde aus der Jungsteinzeit (Neolithikum, 6.000-4.000 v. Chr.) sind vor allem aus dem Nordburgenland.
Aus der Kupferzeit (4000-2300 v. Chr.) und der Bronzezeit (2300-750 v. Chr.) sind die ersten Kupferbergwerke im Bernsteiner und Rechnitzer Bergland bekannt, wo auch die in diesem Raum typischen „Antimonbronzen“ (statt Zinn wurde Antimon verwendet) erzeugt wurden. Das Aufblühen des Handels stellte bald nicht nur Verbindungen zu den Bergbaugebieten in den Alpen und Karpaten, sondern auch zu den Mittelmeergebieten her. Zu dieser Zeit entstand im Lande eine Art „Adel“, eine kriegerische Aristokratie, die den Bergbau und den Handel kontrollierte und den Händlern und Bauern Schutz gab. Während der Hallstattzeit (750/700-500) wurden im jetzigen Bezirk Oberwart Hügelgräber gebaut, in der Angehörige der Oberschicht begraben wurden: bei Schandorf, Burg, Eisenberg, Badersdorf und Pinkafeld.
Während der La-Tène-Zeit (500/400 bis um Christi Geburt) lebten im heutigen mittlerem und südlichem Burgenland die Arabiates, ein keltischer Stamm, der nach dem Fluß Raab (arabo) benannt wurde. Zentrum dieses Volkes war vermutlich das heutige Velem bei Güns (Köszeg) in Ungarn. Zumindest zeitweise gehörte das Gebiet der Arabiates zum norischen Königreich. Um 70/60 v. Chr. fiel das im nördlichem Burgenland beheimatete Volk der Boier in Norikum ein. Die Boier konnten von den Norikern aber zurückgedrängt werden und zogen zu den Helvetern, einem keltischen Stamm in der Schweiz. Die Noriker besetzen die ehemaligen Gebiete der Boier südlich der Donau. Um 15 v. Chr., das Jahr der Angliederung Norikums an das Römische Reich, gehörte das Gebiet um Carnuntum (Petronell) und vermutlich auch das ganze heutige Burgenland einschließlich Westungarn zu Norikum, und somit auch die Obere Wart.

Römerzeit: 1. – 5. Jahrhundert n. Chr.
Die Römer eroberten Pannonien in den Jahren um Christi Geburt, die westlichen Teile Pannoniens – immerhin bis zum Plattensee – gehörten aber, wie bereits gesagt, ursprünglich zu Norikum.
Die Bernsteinstraße, der Handelsweg, der seit der Urzeit benützt wurde, fand nun eine neue Rolle als Heeresstraße der Römer und zur Verbreitung der römischen Zivilisation. Ende des 1. Jahrhundert richteten die Römer die selbständige Provinz Pannonien ein, wobei auch Carnuntum mit dem dazugehörigem Gebiet Pannonien angegliedert wurde. Hauptstadt wurde Savaria (Steinamanger/Szombathely), das sich in der Folge kulturell entwickelte und politisch zum Zentrum der Provinz wurde. Nach der Eroberung und Befriedung der Provinz erfolgte die „Romanisierung“, die Übernahme römischer Lebensarten in einer dem römischen Weltreich angegliederten Provinz. In Pannonien entwickelte sich eine provinzialrömische Kultur, die italienischen Einwanderer blieben zwar in der Minderheit, doch nach einigen Generationen wurde die Provinzbevölkerung „Romanen“, nachdem sie den römischen Lebensstil angenommen hatten.
Die Krisen im Römischen Reich nach 193 - die Zeit der Soldatenkaiser begann - bewirkte auch vermehrte Einfälle von Germanenstämmen ins Reich. Die Macht des Römischen Imperiums schwand zunehmend. Im Jahr 433 musste Rom große Teile Panonniens an die Hunnen abtreten, 455 versuchte noch der weströmische Kaiser Avitus, die pannonischen Gebiete zurückzugewinnen, doch im folgenden Jahr waren schon die Ostgoten die Herren in Pannonien.
Seit dem 4. Jahrhundert ist das Christentum im Burgenland nachweisbar, verantwortlich für die Missionierung waren die Bischöfe in Savaria, Carnuntum und Scarabantia (Ödenburg/Sopron).
Während der Völkerwanderungszeit im 5. und 6. Jahrhundert wurde Pannonien von den Awaren und Langobarden beherrscht, in den Awarenkriegen Karls des Großen wurde das Awarenreich vernichtet und das Gebiet von der Enns bis zum Plattensee und zur ungarischen Donau dem Herzogtum Bayern und damit dem Karolingerreich ein gegliedert. Während dieser Karolingischen Zeit (9. Jahrhundert) gehörte die Obere Wart zur Savarianischen Grafschaft und zum Bistum Salzburg.

Burgenland und Oberwart im Hoch- und Spätmittelalter
Ende des 9. Jahrhunderts, die Überlieferung will es im Jahr 896, siedelten sich die Magyaren im Karpatenbecken an, das damals von Awaren und vor allem von Slawen bevölkert wurde. Dieses Ereignis wird in der ungarischen Geschichtsschreibung etwas schmeichelhaft als „Landnahme“ bezeichnet. Zahlreiche Kriegs- und Beutezüge wurden unternommen, bis sie in der Schlacht am Lechfeld 955 besiegt wurden. In der Folge hörten sich die Beutezüge gegen Westen auf. An der äußeren Grenzverteidigungszone wurden ungarische Grenzwächtersiedlungen gegründet, zum Beispiel Unterwart, Siget in der Wart, Kohfidisch, Kirchfidisch, Oberpullendorf und nicht zuletzt auch Oberwart. Im Jahre 1327 wird Oberwart erstmals urkundlich erwähnt – Karl Robert von Anjou betraut Nikolaus von Oberwart mit der Neuorganisation der Wart. Die Grenzwächter sollten den Grenzstreifen zwischen den Burgen Bernstein und Güssing beobachten, ein Herannahen des Feindes so schnell als möglich dem König berichten sowie den feindlichen Durchmarsch verhindern. Im 14. und 15. Jahrhundert stiegen viele Grenzwächter zu Kleinadelige mit bäuerlicher Lebensweise auf, in den Quellen von Ober- und Unterwart scheinen die Bewohner erstmals 1482 als Adelige auf.

Die Obere Wart in der Neuzeit
Seit dem Mittelalter sind hier deutsche „Hienzen“ und Warter Ungarn anzutreffen, ab dem 16. Jahrhundert auch zahlreiche Kroaten, dazu gesellt sich die Sondergruppe der Walachen. Im 17. Jahrhundert entstanden bedeutsame Judensiedlungen in Rechnitz und Schlaining, später auch in Oberwart. Im 19. Jahrhundert zogen die Schlaininger Juden nach Oberwart, hier boten sich für sie mehr Lebensmöglichkeiten. Ebenso verlegten sie der Gemeindesitz nach Oberwart. Im späten 18. und frühen 19. Jahrhundert wurden nomadisierende Roma und Sinti sesshaft gemacht.
Im Oberwarter Bezirk war das Handwerk eine überdurchschnittlich wichtige Wirtschaftsform, In Steinamanger und Pinkafeld konnte man das umfangreichste und differenzierteste Handwerk finden, gefolgt von Sárvár, Körmend und Rechnitz. Eigene Zünfte gab es auch in Oberwart. Lange Zeit waren die Jahr- und Wochenmärkte von Pinkafeld, Rechnitz und Stadtschlaining - später folgten andere Orte - die wichtigsten wirtschaftlichen Kommunikationszentren. Das volkreiche Oberwart trat nur durch den Viehhandel der Bewohner in Erscheinung. Das änderte sich 1841 mit der Erhebung Oberwarts zur Marktgemeinde, hier wurden die marktwirtschaftlichen Prinzipien von „Angebot und Nachfrage“ zuungunsten erstarrter historischer Rechte angewendet. Oberwart wurde dadurch immer mehr neben dem administrativen auch das wirtschaftliche Zentrum des heutigen Bezirkes, Rotenturm und Stadtschlaining büßten ihre einstige Stellung ein. 1864 wurde Oberwart Bezirksvorort.
1529 wurde das Oberwarter Gebiet wegen der ersten Türkenbelagerung Wiens von den türkischen Scharen im Hin- und Rückmarsch schwer verwüstet. 1532, nach dem erfolglosen Versuch der Türken, die Festung Güns einzunehmen, wüteten die türkischen Heeren in der Günser Umgebung und auch wieder im Gebiet Oberwart. Das Land wurde weitgehend entvölkert und seiner wichtigsten Nahrungs- und wirtschaftlichen Betriebsmittel beraubt. Eine bald darauf einsetzende Siedlungswelle besserte die Lage, gegen Ende des 16. Jahrhunderts erfuhr das Oberwarter Gebiet eine wirtschaftliche Blütezeit, bis der Bocskay-Aufstand 1605 und der Krieg des Fürsten Gábor Bethlen 1619/21 – beide Auseinandersetzungen wurden gegen die Habsburger geführt - den Aufschwung stoppten und schwerwiegende Einbußen brachten. Das Gebiet um Oberwart blieb danach noch Schauplatz kriegerischer Ereignisse. 1664 wurde erneut gegen die Türken gefochten, ebenso im Jahr 1683. In diesem Jahr konnte man zwar das Rauben der Türken verhindern, die Türken und die mit ihnen verbündeten Kuruzzen sowie gelegentlich Batthyánysche Bauern und Warter Freisassen gingen stattdessen in die benachbarte Steiermark auf Beutezug. Diese Aktion entfachte aber den Zorn der Steirer, bei der ersten Gelegenheit überfielen sie die benachbarten Orte im heutigen Burgenland, unter anderem Pinkafeld, Riedlingsdorf und Allhau, zündeten die Dörfer an und raubten das Vieh. In den Jahren 1704 bis 1709 wiederholten sich diese Ereignisse, als die heutige burgenländische Bevölkerung Beutezüge in die Steiermark machten und umgekehrt. Der Feldzug von 1709, welcher die Macht der Kuruzzen im Raum Oberwart brach, setzte dem chaotischen und blutigen Treiben ein Ende. Genau 100 Jahre später, also 1809, wurde das Oberwarter Gebiet von den Franzosen vorübergehend besetzt, durch die militärischen Requirierungen musste man schwere wirtschaftliche Belastungen tragen, auch hatten die Oberwarter während der Kämpfe einen gewissen Blutzoll tragen.
Die Märzrevolution 1848 fand in Oberwart begeisterte Anhänger. Gründe waren die ständige Unzufriedenheit seit Jahrzehnten, die große Handelskrise von 1847, eine Reihe von Missernten und nicht zuletzt auch das Nationalitätenproblem.
Am 1. Dezember 1879 erschien die erste Nummer der „Oberwarther Sonntags-Zeitung“. 1883 wurde eine Feuerwehr gegründet, die nach 1884 auch als „Hilfspolizei“ verwendet wurde, da sich im Raum Oberwart das Diebs- und Räuberunwesen ausbreitete. Am 16. Dezember 1888 wurde die Inbetriebnahme der Lokalbahn Pinkafeld-Oberwart-Steinamanger feierlich eröffnet. Die Verbindung zum österreichischen Bahnnetz erfolgte aber erst 1925, also nach dem Anschluss Burgenlands an Österreich.

Der Erste Weltkrieg und die Zwischenkriegszeit
Ende Juli 1914 rückten die Militärpflichtigen nach Steinamanger zum k. u. k. Infanterieregiment Nr. 83 ein. Das Regiment wurde zunächst an die russische Front geschickt, danach an den San, in die Karpaten und nach Premysl versetzt. Ab dem Herbst 1917 wurde das Regiment an die italienische Front geschickt, wo die Infanteristen ab Ende Oktober an der 12. Isonzo-Schlacht teilnahmen. Wegen der dortigen schweren Verluste wurden die westungarischen Regimenter Nr. 76 und 83 zu einem neuen Regiment Nr. 106 zusammengeschlossen. Im Sommer 1918 kämpfte das neue Regiment am Piave, im Oktober deckten sie den Rückzug der zusammenbrechenden Armee an der Livenza und am Tagliamento. Am 14. November 1918 wurde das Regiment in Steinamanger aufgelöst.
150 Mann aus Oberwart fielen.
In Oberwart hatte man schon früh Schwierigkeiten mit der Versorgung, schon im Dezember 1914 mussten amtliche Preise für Getreide und Mehl, bald auch für Kartoffeln festgelegt werden. Im April 1915 gab man Brot- und Mehlkarten aus, 1916 wurde Milch, Kaffee, Zucker, Fett, Kartoffeln, Kleider, Schuhe und Rauchwaren bewirtschaftet. Dies hatte alles aber keine vorsorgende Wirkung, weil die Maßnahmen erst dann angewendet wurden, wenn die Vorräte schon erschöpft waren. Überschüssige Lebensmittel mussten restlos abgeliefert werden, Konsumgüter stiegen stark im Preis, an Rohstoffen herrschte großer Mangel, der Schwarzmarkt florierte. 1916 bzw. 1917 wurden die Kirchenglocken weggebracht, bald auch Gegenstände auch Kupfer, Messing, Bronze und Zinn in privaten Haushalten gesammelt. Im 4. Kriegsjahr kamen zur unzureichenden Versorgung der Bevölkerung auch noch Epidemien, wie die „Spanische Grippe“, eine gefährliche Grippeepidemie.
Das Schmugglerwesen, das bereits im Krieg aufblühte, florierte in den Nachkriegsjahren völlig. Oberwart wurde zu einem Zentrum illegalem Pferdehandels. Rasch bildete sich eine Organisation, die sogar Vieh aus Innerungarn in die Steiermark schaffte – meist im Austausch gegen Waren, die in Ungarn schon seit Jahren nicht mehr am Markt erhältlich waren, zum Beispiel Textilien, Schuhe oder Kerzen. Die Gendarmerie konnte den Schmuggelhandel nicht stoppen, zum Teil waren die Ordnungshüter selbst involviert.
Ende März 1919 wurde in Ungarn die Räterepublik ausgerufen, in Oberwart wurde aber die neue Revolution nur langsam umgesetzt. Am 12. April sollte die Wahl eines definitiven Gemeinderates neue stabile Verhältnisse bringen, diese Wahl war die erste allgemeine, gleiche und geheime Wahl in Oberwart, bei der auch Frauen wahlberechtigt waren. Die Mehrheit der Oberwarter Bevölkerung war aber gegen das kommunistische Regime, was sich auch im Gemeinderat widerspiegelte. Wegen der ungenauen und langsamen Durchführung von Befehlen und Verordnungen von Budapest und Steinamanger wurde sogar ein Sonderbeauftragter nach Oberwart geschickt, der sich aber wegen seiner rigiden Vorgehensweise und drakonischen Strafen schnell unbeliebt machte und bald nach Budapest abgeschoben wurde. Auch auf anderer Ebene formierte sich der Widerstand gegen das Regime. Verschiedene Gruppen hatten Kontakt zu anderen Organisationen in der Steiermark und begannen Pläne zum Sturz der Diktatur auszuarbeiten. Dieser Putschversuch, der vom 5. bis zum 7. Juni 1919 dauerte, scheiterte aber an der Fehlinformation vom Sturz Béla Kuns. Folgen wegen dieser Gegenrevolution gab es wegen der Schwäche des Regimes nicht. Schon Anfang August brach die Räteherrschaft in Ungarn zusammen, Probleme mit dem Machtwechsel gab es dabei in Oberwart nicht. Alexander Sisko, der schon vor der Rätezeit in Oberwart Bürgermeister war, wurde nun wieder mit dieser Funktion betraut, die Christlichsoziale Partei bestimmte in den nächsten Jahren das politische Bild Oberwarts, sie übernahmen auch die vorher unabhängige „Oberwarter Sonntagszeitung“.
In der Zwischenzeit entschied sich in Paris das Schicksal des Burgenlandes. Die Siegermächte entschlossen nach langen Verhandlungen, in dem am 10. September 1919 unterzeichnetem Friedensvertrag von Saint-Germain en Laye das Burgenland an Österreich anzuschließen. Nicht überall begrüßte man diese Entscheidung, in den magyarischen Orten der Wart war man enttäuscht. Man fürchtete eine Zukunft als ungarische Minderheit, deshalb unterstützte man die ungarischen Bestrebungen, das Burgenland an Ungarn zu halten. Der Anschluss wurde verzögert, bis alle diplomatischen Bemühungen Ungarns scheiterten, dann wurde mit Gewalt versucht, den Anschluss zu verhindern. Ein sogenannter „Aufstand der Burgenländer“ sollte dieses „Unrecht“ aufzeigen, doch die Burgenländer selbst wollten nicht gegen Österreich kämpfen, im Gegenteil, die Idee des Anschlusses griff immer mehr um sich. Anstatt „westungarischer“ Freischärler mussten innerungarische genommen werden, nur wenige Südburgenländer kämpften für den Anschluss. Dennoch wurde Oberwart Mittelpunkt der Bewegung, weil man hier auf wenigstens etwas mehr Unterstützung hoffen konnte. Inzwischen wurde der Plan gefasst, Westungarn die Selbständigkeit ausrufen zu lassen und nach einer Volksabstimmung sollte es sich wieder Ungarn anschließen. Am 4. Oktober 1921 erließ Paul von Prónay in Oberwart ein Proklamation, in der er unter Berufung auf den Trianoner Friedensvertrag den Staat „Leitha-Banat“ (Lajtabánság) ausrief. Dieser neue „Staat“ war aber nicht lebensfähig und verschwand schon nach ein paar Wochen, da die Zwistigkeiten zwischen den „freien Königswählern“, der auch die Prónayschen Freischärler angehörten, und den „Kar-listen“, die die Restaurationsversuche Karls I. unterstützten, immer mehr ausbrach. Am 26. November 1921 wurde Oberwart durch Österreich endgültig in Besitz genommen.
Trotz der hier herrschenden Not konnte Oberwart sich baulich weiterentwickeln: neue Häuser wurden gebaut, ein neuer Park am Hauptplatz angelegt, das Krankenhaus 1925 erweitert und 1931/32 zur modernsten Anstalt des Landes ausgebaut, 1927/28 eine Molkerei errichtet, Straßenbauten durchgeführt sowie 1924 eine „Gewerbliche Fortbildungsschule“ und 1929 eine Hauptschule bzw. „Bürgerschule“, wie sie damals hieß, errichtet. Ebenso wurde die Bahnlinie Oberwart-Pinkafeld nach Friedberg verlängert und somit ans österreichische Bahnnetz angeschlossen. Oberwart wurde in der zweiten Hälfte der 20er Jahre zum landwirtschaftlichen Umschlagplatz des südlichen Burgenlandes.
Die politische Situation war in Oberwart ziemlich stabil, Bürgermeister Alexander Sisko blieb in dieser Funktion von 1903 bis 1938 nur mit Unterbrechungen von 1913 bis 1917 und während der Räteherrschaft. 1938 erfolgte nach einem Skandal seine Enthebung.
Durch die wirtschaftliche Krise Anfang der 30er Jahre verloren viele Oberwarter ihre Arbeit. Eine Möglichkeit, dem zu entkommen, bestand seit den siebziger Jahren des 19. Jahrhunderts in der Emigration nach Übersee, aus dem Raum Oberwart vornehmlich nach Chicago. In Oberwart selbst versuchte man durch ein Arbeitsbeschaffungsprogramm die Arbeitslosigkeit zu mindern. So wurden Straßenverbesserungen durchgeführt, 1933 die Pinka begradigt, im gleichen Jahr das „Gloria-Tonkino“ eröffnet und daneben das Gebäude der Kammer der Gewerblichen Wirtschaft errichtet. 1936 wurde eine „Gemeinnützige Bau-, Wohnungs- und Siedlungsgenossenschaft“ gegründet, 1937 für die Bezirke Oberwart, Güssing und Jennersdorf ein zentrales Vermessungsamt errichtet, später ein zentrales Baubezirksamt für die drei südlichen Bezirke. Wegen der vielen baulichen Tätigkeiten sollte man aber nicht übersehen, dass Oberwart zu dieser Zeit mit großen wirtschaftlichen Schwierigkeiten zu kämpfen hatte.
In den 30er Jahren wurden die Aktivitäten der illegalen Nazis immer spürbarer, zum Beispiel wurde ein Anschlag auf die Fernsprechleitung Oberwart-Pinkafeld verübt, Wände mit Hakenkreuzen und Parolen beschmiert, die Hakenkreuzfahne auf dem Schornstein der Molkerei gehisst. Die NSDAP gewann immer mehr Anhänger, unterwanderte staatliche Organisationen und begann im Spätherbsts 1937 einen verstärkten Angriff gegen den Ständestaat und Österreich.

Die Zeit im „Dritten Reich“
Während Schuschnigg noch um die Souveränität Österreichs kämpfte, fand bereits am 27. Februar 1938 in Oberwart eine Kundgebung der Nazis mit 8.000 Teilnehmern statt. Am 11. März wurde diese noch übertroffen mit 14.000 (!) Teilnehmern. In der Nacht zum 12. März 1938 fand der endgültige Machtwechsel statt, neuer Landeshauptmann wurde der Unterschützer Dr. Tobias Portschy, neuer Oberwarter Bürgermeister der Rechtsanwalt Dr. Franz Weisch. Sämtliche Juden des Burgenlandes (bei der Volkszählung 1934 lebten in Oberwart 142 Juden) wurden vertrieben oder deportiert, die Oberwarter Synagoge in ein Feuerwehrdepot umgewandelt. Portschy berichtete später, dass bei der Auflösung des Burgenlandes am 15. Oktober 1938 keine Juden mehr im Burgenland vorzufinden waren.
Den Roma und Sinti ging es nicht besser. Ab Juli 1938 wurden sie zur Zwangsarbeit verpflichtet, später in ein Arbeitslager, meist Lackenbach, verschickt, wo sie auch zwangsarbeiten mussten. Später erfolgte die Verschleppung in die KZs von Dachau oder Buchenwald. Von den 3000 Roma im Bezirk Oberwart kehrten nur mehr 200 heim. Wie bereits oben gesagt, wurde das Burgenland am 15. Oktober aufgelöst und auf die Gaue Niederdonau und Steiermark aufgeteilt. Die Nazis vergrößerten den Bezirk oder nunmehr „Kreis“ Oberwart und gliederten ihn der Gau Steiermark an. Kreisleiter wurde Eduard Nicka, während dessen Kriegseinsatzes 1940-42 übernahm Dr. Theophil Beyer, Leiter des Oberschützener Gymnasiums, seine Funktion.
Mit Unterstützung Portschy’s wurde Oberwart am 6. Juli 1939 zur Stadt erhoben.
Am 1. September 1939 brach der 2. Weltkrieg aus. Die Oberwarter Wehrpflichtigen rückten in das Gebirgsjägerregiment 138 ein.
Im Untergrund bildete sich der Widerstand, in Oberwart eine Zelle von 8 bis 10 Männern, im ganzen Bezirk etwa 100 Personen, die der Widerstandsgruppe angehörten. Die Gruppe wurde im Juli 1941 an die Gestapo verraten, daraufhin wurden sie verhaftet, verhört und wegen Hochverrat vor ein „Volksgericht“ in Graz gestellt. 28 Männer – darunter die Oberwarter Alexander Heigl und Joseph Seper – wurden zum Tode verurteilt, die anderen Angeklagten zu hohen bzw. lebenslänglichen Freiheitsstrafen. Die Todesurteile wurden März 1943 in Wien vollstreckt.
Herbst 1944 erreichten Truppen der Roten Armee Belgrad und Budapest. Durch den Aufbau eines Verteidigungswalles – überheblich „Reichsschutzstellung“ oder „Südostwall“ genannt – erhoffte man zumindest eine Verzögerung des Durchmarsches der Roten Armee zu bewirken. Der Wall, der von Kriegsgefangenen, Juden und oft auch Frauen ausgehoben werden musste, hatte aber an den meisten Abschnitten keinerlei Bedeutung.
Ab Mitte März 1945 wurde der „Volkssturm“ ausgehoben, ein letztes Aufgebot von Greisen und halben Kindern, die zudem auch noch schlecht bewaffnet und ausgebildet waren. Der Großteil der Oberwarter sollte den Rechnitzer Abschnitt verteidigen.
Am 29. März 1945 erreichte die sowjetische Armee die burgenländische Grenze bei Rechnitz, der Volkssturm konnte die Stellung bis zum 4. April halten, musste aber dann nach Großpetersdorf zurückweichen. Durch eine Lücke in der Verteidigung brachen die Sowjets durch und erreichten am 5. April fast reibungslos Oberwart. Nach kurzem Artilleriebeschuss, bei dem 4 Zivilisten starben und 5 Häuser abbrannten, besetzte die Rote Armee die Stadt Oberwart. Sozusagen im letzten Augenblick waren die letzten zivilen Verwaltungsstellen evakuiert worden, vor ihrer Flucht vernichteten sie sämtliche Papier und zündeten dabei auch gleich das Rathaus an, das gänzlich ausbrannte. Die Deutschen konnten auf den Höhen zwischen Oberwart und Markt Allhau eine Verteidigungslinie errichten, die bis zum 13. April hielt. Oberwart befand sich nun mitten in der Kampfzone: Die Stadt war unter Beschuss der deutschen Artillerie und östlich der Stadt schossen die „Stalinorgeln“ ihre Salven über Oberwart hinweg. Ab Mitte April nahm die Kampftätigkeit ab, die Rote Armee richtete sich auf Verteidigung ein, während die Zivilbevölkerung Gräben ausheben und Verteidigungsstellungen bauen, aber auch Zerstörungen, Plünderungen und Vergewaltigungen ertragen mussten – wochenlang.

Seit 1945 bis zur Gegenwart
Die Normzuteilung der Kalorien fiel schon während des Krieges auf unter 1000 Kalorien pro Kopf und Tag, doch nach dem Krieg besserte sich die Lage nicht, obwohl das Burgenland im Vergleich zu anderen Bundesländern stärker agrarisch entwickelt war und sich somit eigentlich selbst erhalten hätte können. Die Gründe, warum das Burgenland dies nicht konnte, sind folgende: Die anderen Bundesländer waren nicht in Kampfhandlungen verstrickt gewesen, die Gebiete der sowjetischen Besatzungszone waren in der Ernährung ganz auf sich gestellt und mussten auch noch die Besatzungstruppen versorgen, während in den anderen Bundesländern die Besatzungstruppen über eigene nachgeführte Lebensmittel verfügte. Kein Wunder, dass man durch den „Schleich“ versuchte, Lebensmittel zu beschaffen. Besonders im südlichen Burgenland, abgeschnitten durch Liefergebiete, blühte das Schmugglerwesen, viele Konsumgüter kamen nur über den Schleichhandel in das Südburgenland. Erst ab März 1946 begannen die Hilfsmaßnahmen der Alliierten. Ein wirtschaftlicher Aufschwung wurde nach einigen Jahren spürbar. Auf einigen Sektoren konnte die Rationierung bereits 1948 und 1949 abgeschafft werden, angefangen auf dem Schuh- und Textilsektor, ab 1950 gab es die meisten Konsumgüter schon frei zu kaufen, nur für einige Lebensmittel blieb die Rationierung bis 1952/53 aufrecht.
Der wirtschaftliche Aufbau des Burgenlandes bis zum Ende der Besatzungszeit verlief nicht so rasch wie bei den anderen Bundesländern. Die Anwesenheit der Sowjets schreckte so manchen Unternehmer vor Investitionen ab. 5 größere Unternehmen, zum Beispiel die Esterházyschen Besitzungen und das Antimon-Bergwerk in Schlaining, wurden als „deutsches Eigentum“ dem USIA-Konzern eingegliedert und unterstanden somit sowjetischer Kontrolle. Auch kam die Marshallplanhilfe dem Burgenland nicht so zu gute wie den anderen Bundesländern. Bis 1954 erhielt das Burgenland nur 22,63 Mio. Schilling, das sind 0,33% (!) der Österreich zugeteilten Mittel.
Am 9. Juli 1945 wurde ein Abkommen über die Festlegung der Besatzungszonen unterzeichnet, damit auch für die Wiedererrichtung des Burgenlandes unterschrieben. Die Sowjets zogen sich aus der Steiermark zurück und errichteten im südlichen Burgenland eine Demarkationslinie, woraufhin die Provisorische Österreichische Regierung am 29. August das „Verfassungsgesetz über die Wiedererrichtung des selbständigen Landes Burgenland“ beschloss, welches mit 1. Oktober 1945 in Kraft trat. In der Zwischenzeit hatten sich die Sozialdemokratische Partei zur Sozialistischen Partei Österreichs und die Christlichsoziale Partei zur Österreichischen Volkspartei neu konstituiert. Am 24. September 1945 fand die erste gesamtösterreichische Länderkonferenz in Wien statt, mit Zustimmung der Alliierten wurden für den 25. November Wahlen – die sogenannten „Kathreinwahlen“ – anberaumt, die zugleich Nationalrats-, Landtags- und Gemeinderatswahlen waren.
Die erste konstituierende Gemeinderatssitzung in Oberwart nach dem Krieg fand am 21. Juli 1945 statt.

Während und nach der Besatzungszeit wurden in Oberwart verschiedene bauliche Tätigkeiten durchgeführt: Das Rathaus wurde wiederaufgebaut und am 4. September 1949 feierlich eingeweiht, 1949 bis 1975 die Pinka in drei Bauetappen reguliert, im Jahr 1962 der Neubau der BH fertig gestellt, 1968 ein Neubauauftrag der Hauptschule gegeben, 1969/70 ein Gebäude für die Landesberufsschule in der Schulgasse errichtet, 1971 die Bundesbildungsanstalt für Kindergärtnerinnen gebaut. Der Straßenbau war erst ab dem Jahr 1951 möglich, da man einen ansehnlichen Betrag bereitstellen musste/wollte. Infolge der starken Bautätigkeit wurde 1956 ein Plan zur Straßenbezeichnung erarbeitet, wobei damals keine Namen von lebenden oder toten Politikern verwendet wurde, um Änderungswünschen je nach der politischen Situation vorzubeugen. Die Anbringung der Straßen- und Hausnummerntafeln waren im Jahr 1957 abgeschlossen. Der Wochenmarkt wurde ab 1950 wieder eingeführt, da er im Jahr 1938 abgeschafft wurde und nach 1945 eine Wiedereinführung vorerst aus wirtschaftlichen Gründen nicht möglich war.

Heute hat Oberwart einen guten Ruf als Einkaufsstadt und als Messestadt: Seit 1971 wird die INFORM jedes Jahr veranstaltet, mit über 400 Ausstellern und mehr als 100.000 Besuchern ist die INFORM die größte Publikumsmesse im Burgenland. Aber auch zur Schulstadt konnte sie sich entwickeln: Oberwart hat viele berufsbildende Schulen, die gerne von Schülern aus nah und fern besucht werden.


Bürgermeister der Stadt Oberwart nach 1945:
Franz Asboth......................April 45 – 21.07.45 SPÖ
Franz Michel.......................21.07.45 – 02.12.45 KPÖ
Josef Bertha........................03.12.45 – 15.12.45 ÖVP
Franz Michel.......................16.12.45 – 01.06.47 KPÖ
Eugen Strauss......................02.06.47 – 12.12.50 KPÖ
Dkfm. Josef Lemacher.........13.12.50 – 31.05.54 SPÖ
Josef Böcskör......................01.06.54 - 06.12.54 SPÖ
Gustav Brunner....................07.12.54 – 29.12.61 ÖVP
Dir. Ferdinand Hatvagner........30.12.61 – 24.11.77 ÖVP
Ernst Schmaldienst...............25.11.77 – 12.05.80 SPÖ
Komm. Rat Ignaz Pieler.......13.05.80 – 12.05.82 ÖVP
Reg. Rat Michael Racz.........13.05.82 – 31.12.01 ÖVP
Gerhard Pongracz........01.01.02 - 29.01.02 SPÖ
Dir. Karl Volcic .....................30.01.02 - 20.10.02 ÖVP
Gerhard Pongracz .......21.10.02 - 13. 11. 2012 SPÖ
Georg Rosner ....................14.11.2012 - laufend ÖVP


Literatur:
Triber, Ladislaus et. al.: Die Obere Wart. Festschrift zum Gedenken an die Wiedererrichtung der Oberen Wart im Jahre 1327, Oberwart 1977
Floiger, Michael et.

edition lex liszt 12: Oberwarts Küche - Rezepte von anno dazumal bis heute, Oberwart 2014